PSD2 erklärt in 3 Minuten

Kurz und knapp: Was die Payment Services Directive bedeutet

Mit der im Oktober 2015 verabschiedeten überarbeiteten Richtlinie über Zahlungsdienste (PSD2) will die EU Bezahlvorgänge im Internet bequemer, billiger und vor allem sicherer machen. Bjørn Søland erklärt das Wichtigste zur Direktive kurz und knapp in 3 Minuten.

Welche Neuerungen bringt die PSD2 mit sich?

„Die PSD2 beendet das Monopol der Banken auf Kontoinformationen. Künftig können Bankkunden den Zugriff auf ihre Kontoinformationen für andere Serviceanbieter freigeben. So können Drittanbieter zum Beispiel Bezahlvorgänge direkt auslösen – ohne den ‚Umweg‘ über die Banken gehen zu müssen.“

Außerdem verlangt die PSD2 starke Authentifizierung, um Zahlungsvorgänge abzusichern. Das sind die beiden wesentlichen Neuerungen PSD2. Sie bringt natürlich weitere Änderungen mit sich, wie zum Beispiel strengere Regeln für Kartenzahlungen oder Verbesserungen beim Schutz gegen Betrug.“

Was möchte die EU mit der PDS2 erreichen?

„Die EU möchte mit der PSD2 den Wettbewerb im Zahlungsverkehr fördern und die Zahlungsprodukte vereinheitlichen, indem die Regeln für Banken und Zahlungsdienstleister standardisiert werden. Die PSD2 soll für Transparenz und fairen Wettbewerb sorgen und die Einstiegshürden für neue Zahlungsdienste senken – von all dem wird der Kunde profitieren.“

Inwiefern kann die PSD2 den Zahlungsverkehr revolutionieren?

„Die PSD2 stellt neue Spielregeln auf und ändert die Wertschöpfungskette. Wenn Bankkunden ihre Rechnungen einfach über Drittanbieter bezahlen können, laufen Banken Gefahr, den direkten Kontakt zu den Kunden zu verlieren. Um dies zu verhindern, müssen Banken attraktive Lösungen und Services anbieten.“

„Für Kunden sind das gute Nachrichten, denn sie können viele neue Services erwarten. Zum Beispiel können sie Drittanbietern den Zugriff auf ihre Kontodaten bei verschiedenen Banken gewähren, um ihre Finanzdaten in einer zentralen Übersicht übersichtlich anzeigen zu lassen. Der Zugriff muss von den Banken bereitgestellt werden, beispielsweise über entsprechende Schnittstellen.“

Die PSD2 verlangt eine stärkere Identitätsprüfung. Was bedeutet das für die Praxis?

„Egal ob auf ein Konto zugegriffen werden soll, ein Bezahlvorgang oder eine andere Transaktion initiiert wird: die PSD2 verlangt, dass alle Aktivitäten mit Betrugsrisiko mit starker Authentifizierung geschützt werden müssen.“

„Einfach gesagt, bedeutet starke Authentifizierung, dass für die Identifizierung zwei oder mehr Faktoren der Kategorien Wissen, Besitz und Sein miteinander kombiniert werden. Für die Authentifizierung wird künftig ein Passwort nicht genügen“, erklärt Søland.

Wer wird für die Kundenauthentifizierung künftig verantwortlich sein?

„Noch sind alle Details nicht abschließend geklärt, aber Stand heute wird der Authentifizierungsvorgang in der Verantwortung der Banken liegen. Das heißt, Drittanbieter haben das Recht, sich auf die Kundenauthentifizierung durch die Banken zu verlassen.“

„Letztendlich bedeutet das für die Banken, dass sie nicht nur ihre eigenen Services mit starker Authentifizierung schützen müssen, sondern indirekt auch die Services der Drittanbieter“, so Søland weiter.

Gibt es Standards, auf die man sich verlassen kann?

„Die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) hat technische Standards entworfen. Sie sind technologieneutral, um Innovationen zu ermöglichen. Im Umkehrschluss bedeutet dies aber, dass viele unterschiedliche Technologien eingesetzt werden können anstelle eines EU-weiten Standards.“

„Das Bankgeschäft ist in vielen Fällen ein lokales und daher werden wohl zunächst länderspezifische Initiativen vorangetrieben“, schätzt Søland.

Was sollten Banken jetzt tun?

„Rund um die PSD2 gibt es noch einige Unsicherheiten, aber 2018 nähert sich schnell. In Sachen starker Authentifizierung sollten Banken auf vielseitige und flexible Lösungen setzen, die mehrere Authentifizierungsmethoden unterstützt – sowohl bereits vorhandene als auch zukünftige.“

„Und natürlich müssen Banken innovativ sein und neue Services anbieten, um ihre Kunden auch in Zukunft zu erreichen“, so Søland.